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Mumienmaske mit vergoldetem Gesicht
Alexandra Küffer

Alexandra Küffer

17. Mai 2022

Ziel des Swiss Coffin Projektes ist es, eine möglichst umfassende Biografie der untersuchten Objekte zu erstellen. So endete die Geschichte eines Stückes ja nicht mit seiner Bestattung in antiker Zeit, sondern setzt sich aus seiner gesamten Lebensdauer zusammen, von der Entstehung bis in die heutige Zeit. Sie umfasst neben der kulturhistorischen Einbettung auch die Fundgeschichte und die Erwerbsumstände sowie die heutige Bedeutung des besagten Objektes. Eine vollständige Rekonstruktion mag nicht immer gelingen und so manches Rätsel wird sich vermutlich nie entschlüsseln lassen. Wenn sich jedoch im Verlauf der Recherchen die verschiedenen Puzzleteile zu einer vollständigen Biografie zusammenfügen, sind Genugtuung und Freude umso grösser, wie beispielsweise bei der Mumienmaske der Ethnologischen Sammlung des Schlosses Burgdorf.

Die Maske wurde in spätptolemäischer Zeit für die Mumie einer uns unbekannten Personen hergestellt und diente als zusätzlicher Schutz des Kopfes. Gemäss Inventarbuch der Sammlung Burgdorf wurde die Maske 1925 für CHF 400.- erworben und stammt aus der Nekropole von Hawara am Eingang zum Fayum. Dort ist sie 1892 vom deutschen Ägyptologen Heinrich Brugsch entdeckt worden, dessen Funde mehrheitlich ins Ägyptische Museum Berlin gelangt sind. Aufschluss über ihr weiteres Schicksal lieferte ein Hinweis in einer Publikation über Mumienmasken. Dort ist unter den Objekten aus der Brug‘schen Sammlung in Berlin eine Maske aufgeführt, die vom Ägyptischen Museum an den bekannten Antiquitätenhändler Arthur Speyer abgegeben wurde. Offenbar verliert sich ihre Spur dort, denn die Publikation listet das Stück unter dem Vermerkt „Verbleib unbekannt“ auf. Da die Ethnologische Sammlung Burgdorf jedoch zahlreiche Objekte von Speyer erworben hat, wurde die Maske auf allfällige Hinweise überprüft, und tatsächlich fand sich auf der Rückseite die mittlerweile durchgestrichene ursprüngliche Inventarnummer des ägyptischen Museums Berlin, die identisch ist mit derjenigen der in der Publikation erwähnten Maske. Somit konnte das Objekt zweifelsfrei als ursprünglich aus Hawara stammende Mumienmaske identifiziert werden, die nach 30-jährigem Aufenthalt in Berlin über den Antiquitätenhändler Speyer nach Burgdorf gelangt ist und heute in einer der Wunderkammern im Schloss Burgdorf zu sehen ist.

Bei anderen Stücken stehen die Recherchearbeiten noch ganz am Anfang. So konnten wir kürzlich im Museum Rietberg Arbeitsfotos von einer gut erhaltenen Mumienmaske anfertigen, deren ursprünglicher Herkunftsort in Ägypten unbekannt ist. Aufgrund der Ähnlichkeit der Maske mit derjenigen von Burgdorf kann angenommen werden, dass sie ebenfalls aus Hawara stammt. Weitere Recherchen sollen über Fundkontext und Erwerbsgeschichte des ansprechenden Stückes, zu dem auch ein Kartonagefragment gehört, Aufschluss geben.


Die farbig bemalte, sehr fragile Mumienmaske mit vergoldetem Gesicht wurde 1892 in Hawara gefunden und gelangte zunächst ins Ägyptische Museum Berlin, bevor sie dem Antiquitätenhändler Speyer abgegeben und 1925 vom damaligen Museum für Völkerkunde Burgdorf erworben wurde.

©Ethnologische Sammlung Schloss Burgdorf; Foto: Swiss Coffin Project.

links: Die Detailaufnahme zeigt die unregelmässig ausgeführte rote Gesichtsumrahmung. Wie an den Augen erkenntlich, wurden Antlitz und Ohren erst nach der aufgetragenen Bemalung mit Blattgold überzogen.

rechts: Die Rückseite der Maske zeigt das stuckierte Gesicht ohne Vergoldung. Deutlich zu erkennen sind die über einer Form modellierten Gesichtszüge, wie etwa das feine, für die Ptolemäerzeit typische Lächeln. Die durchgestrichene Zahl 11743 auf der Stirn ist die ursprüngliche Inventarnummer des Objektes im Ägyptischen Museum Berlin.

©Ethnologische Sammlung Schloss Burgdorf; Foto: Swiss Coffin Project.

Die gut erhaltene Mumienmaske aus der Sammlung des Museums Rietberg weist – wie diejenige aus Burgdorf - die charakteristischen Merkmale der spätptolemäischen Masken aus Hawara auf.

©Museum Rietberg; Arbeitsfoto: Swiss Coffin Project.

Die von einer roten Konturlinie eingerahmte Gesichtspartie und das rosafarbene Haarband scheinen für die rund 60 km südwestlich von Kairo gelegene Nekropole von Hawara typisch zu sein.

©Museum Rietberg; Arbeitsfoto: Swiss Coffin Project.

Zur Mumienmaske gehört ein Kartonagefragment, welches einst den Oberkörper der Mumie einer uns heute nicht mehr bekannten Person bedeckte.

©Museum Rietberg; Arbeitsfoto: Swiss Coffin Project.