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© Kunstmuseum Solothurn; Foto: Swiss Coffin Project
Alexandra Küffer

Alexandra Küffer

22. Jan. 2022

In den Sammlungsdepots der Museen werden neben intakten Objekten auch zahlreiche Fragmente aufbewahrt. Diese Stücke waren einst Bestandteil eines Objektes, das im Lauf der Zeit auseinandergefallen ist oder absichtlich zerlegt wurde, um besser verkauft werden zu können – eine v.a. im 19. Jahrhundert von Antiquitätenhändlern häufig angewendete Strategie zur Gewinnoptimierung.

Heute liegen Fragmente allzu oft unbeachtet in den Schränken und Schubladen der Museumsmagazine. Sie werden selten in Ausstellungen gezeigt und auch in der Wissenschaft gerne übersehen. Ihres ursprünglichen Kontextes meist vollständig beraubt, gelten sie als undankbare Forschungsobjekte, deren Biografien sich nur schwer rekonstruieren lassen.

Dennoch haben wir uns entschlossen, auch Fragmente in die Neupublikation über ägyptische Sargausstattungen aufzunehmen. Denn ein Objekt, das weder ausgestellt noch veröffentlicht ist, existiert nicht! Höchste Zeit also, auch Fragmenten eine Plattform zu geben, um sie Forschenden weltweit zugänglich zu machen. Drei davon stellen wir Ihnen hier vor, die im Verlauf der weiteren Bearbeitung sicherlich noch mehr ihrer Rätsel preisgeben werden. Und wer weiss - vielleicht gelingt es so, dem einen oder anderen Fragment weitere Teile aus anderen Museen zuzuordnen und so das ursprüngliche Objekt zumindest virtuell zu rekonstruieren.

Links: Zum Bestand des Kunstmuseums Solothurn gehört das hölzerne Fragment einer Sargwand, die beidseitig bemalt ist. Die der Mumie zugewandte Innenseite zeigt drei Gottheiten, welche den Körper der verstorbenen Person beschützten. Auf der Aussenseite haben sich die Farben weniger gut erhalten; Teile der Inschrift sind jedoch noch lesbar, u.a. der Titel „Herrin des Hauses“. Dieser verrät uns, dass im Sarg eine verheiratete Frau bestattet war.

© Kunstmuseum Solothurn; Foto: Swiss Coffin Project.

Rechts: Das vermutlich zu Verkaufszwecken rechteckig zugeschnittene Fragment eines Sarkophags aus Kalkstein ist Ende des 19. Jahrhunderts vom Aargauer Kaufmann André Bircher, der in Kairo lebte, seinem Heimatkanton geschenkt worden. Am Ende der vierzeiligen Inschrift wird der Name des Sargbesitzers genannt. Es ist gut möglich, dass sich weitere Fragmente seines Sarkophags in anderen Museen befinden.

© Museum Aargau; Foto: Swiss Coffin Project.

Links: Das hölzerne Gesicht gehörte zu den ersten altägyptischen Objekten im Historischen Museum Bern. Es war einst mit Dübeln am Deckel eines Sarges befestigt. Anhand der Frisur mit sog. Geierhaube kann das Gesicht einer weiblichen Person zugeordnet werden. Die Fransen an der Stirn waren im 6. Jahrhundert v.Chr. in Theben während einer kurzen Zeit sehr en vogue.

© Historisches Museum Bern; Foto: BHM.