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© Stiftsbibliothek St. Gallen; Foto: Swiss Coffin Project
Alexandra Küffer

Alexandra Küffer

26. März 2022

Eines der schönsten Privilegien als in Museen tätige Ägyptologin ist es, sich auch ausserhalb der Öffnungszeiten darin aufhalten zu dürfen, so wie kürzlich als ich mit unserem Projekt-Fotografen die Särge der Schepenese in der Stiftsbibliothek St. Gallen aufnehmen konnte.

Was für ein unbeschreibliches Gefühl, in dieser geschichtsträchtigen und unglaublich stimmungsvollen Bibliothek, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, ohne Besucherströme in völliger Ruhe der Priestertochter und Herrin des Hauses Schepenese gegenüberzustehen!

1820 gelangte die Mumie der Schepenese in ihren zwei Särgen nach St. Gallen. Damit ist Schepenese ist die erste Altägypterin überhaupt, welche in die Schweiz einreiste. Ihre Sargausstattung stammt aus einem Sammelgrab in Theben-West; durch wen und wann die Särge gefunden wurden, ist (noch) unbekannt. Schepenese lebte um 700 v.Chr. in der Stadt Theben (dem heutigen Luxor) und gehörte mit ihrer Familie der dortigen Elite an.

Der Politiker und Gründer des Kantons St. Gallen Karl Müller-Friedberg soll Mumie und Särge von einem Jugendfreund namens Philipp Roux-Damiani 1820 als Geschenk erhalten haben. Neue Forschungen zur Erwerbsgeschichte, welche die Ägyptologin Renate Siegmann im Rahmen der Neupublikation zu ägyptischen Särgen in der Schweiz unternommen hat, vermitteln jedoch ein komplexeres Bild davon, unter welchem Umständen Schepenese und ihr Sargensemble in die Schweiz gelangt sind.

Der Prunksaal der Stiftsbibliothek St. Gallen beherbergt die Sargausstattung der Priestertochter und Herrin des Hauses Schepenese.

© Stiftsbibliothek St. Gallen; Foto: Swiss Coffin Project.

Die Särge der Schepenese werden umfassend und detailliert fotografiert. Dies erlaubt die Anfertigung von Umrisszeichnungen jeder Szene sowie die Übersetzung aller Inschriften.

© Stiftsbibliothek St. Gallen; Foto: Swiss Coffin Project.

Der Innensarg (Mitte; bestehend aus Deckel und Wanne) der Schepenese ist reich bemalt, auf dem grössere Aussensarg hingegen finden sich nur die wichtigsten Motive sowie eine Opferformel mit Namen und Titel der Verstorbenen.

© Stiftsbibliothek St. Gallen; Foto: Swiss Coffin Project.

Trotz beschädigter Nase harrt Schepenese mit anmutigem und gelassenem Lächeln der Dinge, die da kommen…

© Stiftsbibliothek St. Gallen; Foto: Swiss Coffin Project.