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Sarg der Nes-Mut © Musée d’ethnographie Neuchâtel. Foto: Swiss Coffin Project

Projektbeschrieb

Das 2004 gegründete «Swiss Coffin Project» ist ein unabhängiges wissenschaftliches Forschungsprojekt zur Dokumentation, Aufarbeitung und Publikation der altägyptischen Sargausstattungen in Schweizer Museen.

2007 erschien der Band «Unter dem Schutz der Himmelsgöttin», welcher eine Auswahl an Särgen (mit ihren dazugehörigen Mumien) und Mumienmasken aus 16 Schweizer Museen vorstellt. In den folgenden Jahren wurden mehrere Beiträge zum «Swiss Coffin Project» in in- und ausländischen Fachpublikationen veröffentlicht. Mittlerweile beteiligen sich rund 30 Museen am Projekt, so dass eine erweiterte und aktualisierte Neuauflage der 2007 erschienenen Publikation geplant ist. Diese erfolgt unter Leitung des «Swiss Coffin Project» durch ein Team von Ägyptologinnen und Ägyptologen in Zusammenarbeit mit weiteren Fachpersonen. Die Publikation soll 2024 auf Deutsch erscheinen und umfasst folgende Inhalte:

  • Detaillierte Beschreibung der Objekte und Einbettung in ihren kulturhistorischen Kontext
  • Erstellen einer Sammlungsdokumentation zur Provenienz (Herkunft und Fundkontext sowie frühere Besitzverhältnisse und Erwerbsumstände)
  • Umrisszeichnungen der Darstellungen
  • Übersetzungen der Inschriften mit Abschrift der Hieroglyphen und Transkription
  • Detaillierte fotografische Dokumentation
  • Abriss zur Sammlungsgeschichte der jeweiligen Museen
  • Exkurse zu objektübergreifenden Themenbereichen
  • Abstracts der Beiträge in Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch sowie Arabisch

Inhalt und Form der Neupublikation

Neben intakten Särgen und Mumienmasken sollen neu auch Mumienauflagen (Perlennetze/Kartonagen/Leichentücher) und Mumienporträts sowie Fragmente von Särgen, Auflagen und Masken präsentiert werden. Hingegen wird auf die Aufnahme von Totenbüchern und Leinenbandagen ohne zugehörige Sargausstattung verzichtet. Mumien bzw. Human Remains in Schweizer Museen sind nicht Bestandteil des «Swiss Coffin Project»; sie werden durch das «Swiss Mummy Project» untersucht und publiziert, welches zum Institut für Evolutionäre Medizin der Universität Zürich gehört.

Die Neupublikation ist als wissenschaftliche Cross-Media-Veröffentlichung konzipiert, die Print- und Online-Inhalte verbindet. In der Printausgabe werden die Objekte in einer Kompaktversion vorgestellt, die als «print on demand» erscheinen soll. Jedes Exponat wird mit einem QR-Code versehen. Dieser erlaubt den Zugriff auf eine Microsite der Webseite www.swiss-coffin-project.ch, auf welcher sich die umfassende und detaillierte Dokumentation des jeweiligen Objektes einsehen lässt. Die Abstracts der Beiträge werden online als Open Access zugänglich sein.

Team

Die ägyptologische Bearbeitung der Objekte erfolgt durch ein Team von Ägyptologinnen und Ägyptologen mit breitem Fachwissen auf dem Gebiet der Funerärkultur und der Sargforschung sowie der Provenienzforschung

  • Dr. Manuela Gander, Mitarbeiterin des Museumsverbandes des Landes Brandenburg e.V., freie Mitarbeiterin der Staatlichen Museen zu Berlin. Forschungsschwerpunkte: Materialität, altägyptische kunst- und kulturgeschichtliche Fragstellungen des Neuen Reiches, spätzeitliche und römische Mumienmasken.
  • Alexandra Küffer, lic. phil. I, Mitbegründerin und Leiterin des «Swiss Coffin Project», Research Affiliate am Institut für Evolutionäre Medizin der Universität Zürich. Forschungsschwerpunkte: Altägyptische Sammlungen in Schweizer Museen, Sargikonographie und -inschriften, Provenienzforschung, Erstellen von Sammlungsdokumentationen und Objektbiographien.
  • Marc Loth, M.A., freier Mitarbeiter der Staatlichen Museen zu Berlin. Forschungsschwerpunkte: Funerärkultur Ägyptens im 1. Jahrtausend v. Chr., Ägyptenrezeption.
  • Renate Siegmann, lic. phil. I, Gründungsmitglied und langjährige Präsidentin des Ägyptologie-Forums Zürich, Mitbegründerin des «Swiss Coffin Project». Forschungsschwerpunkte: Altägyptische Särge und Mumienausstattungen in Schweizer Museen und Sammlungen, Einordnung in den kulturhistorischen Kontext, Sargikonographie, Provenienz und Erwerbsgeschichte, Exkurse zu objektübergreifenden Themen.
  • Katharina Stövesand, M.A., freiberufliche Ägyptologin und wissenschaftliche Lektorin, Leiterin des Projekts «Die Spätzeit-Särge aus el-Hibe im Ägyptischen Museum Kairo» (in Kooperation mit Prof. Abdelrazek El-Naggar, Ain Shams University). Forschungsschwerpunkte: Särge der Spätzeit, visuelle Kultur Ägyptens, Archäologie des Fayums und Mittelägyptens, memphitische Nekropole.

Die Umriss- und Hieroglyphenzeichnungen werden durch die Ägyptologin und Künstlerin Daniela Rutica angefertigt. Schwerpunkte ihrer künstlerischen Tätigkeit sind (Wand-) Malereien, Bühnenbilder und Rekonstruktionen ausgehend von altägyptischen Motiven.

mehr über das Team

Zusammenarbeit mit Fachinstitutionen

Erweisen sich zusätzliche Untersuchungen (z.B. Pigmentanalysen, C-14 Datierungen oder CT-Scans) als sinnvoll, werden diese in Zusammenarbeit mit jeweiligen Fachinstitutionen durchgeführt.

Finanzierung

Das «Swiss Coffin Project» wird privat finanziert. Alle durch die oben genannten Ägyptologinnen und Ägyptologen durchgeführten wissenschaftlichen Arbeiten sowie die Erstellung der Umrisszeichnungen und (wo nötig) der fotografischen Dokumentationen werden vom «Swiss Coffin Project» im Rahmen seiner Möglichkeiten bezahlt. Hingegen kann die Finanzierung zusätzlicher Untersuchungen (z.B. Pigmentanalysen, C-14 Datierungen oder CT-Scans) nicht übernommen werden.

Verwendung der Untersuchungs- und Forschungsergebnisse

Die im Rahmen der Neuauflage der Publikation «Unter dem Schutz der Himmelsgöttin» durch die Mitarbeitenden des «Swiss Coffin Project» gewonnenen Untersuchungs- und Forschungsergebnisse sowie die erstellten Dokumentationen werden vom «Swiss Coffin Project» unter Angabe der Quellen in der Neuauflage (Print und Online) sowie in Fachpublikationen veröffentlicht und den jeweiligen Museen unter Angabe der Quellen und ab einer zu vereinbarenden Frist zur freien Verfügung überlassen.

Das «Swiss Coffin Project» 2004 – 2020: Was bisher geschah

Entdeckungen hinter Museumsmauern

Es muss keine archäologische Grabung sein – auch hinter Museumsmauern lassen sich Schätze aus dem Alten Ägypten neu entdecken! Rund vierzig über die ganze Schweiz verteilte Museen beherbergen mehr als 30‘000 altägyptische Objekte. Zu den Highlights gehören reich dekorierte Sargausstattungen, die im 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts in die jeweiligen Museen gelangt sind. Obschon vergleichbaren Exponaten berühmter ausländischer Kollektionen ebenbürtig, lagerte der Grossteil des wertvollen Kulturgutes Ende der 1990er Jahre noch weitgehend unerforscht in den Depots.

Die Geschichte der Objekte von der Antike bis in die Moderne

Dieser Umstand veranlasste die Ägyptologinnen Alexandra Küffer und Renate Siegmann, 2004 das «Swiss Coffin Project» zu gründen. Ziel des wissenschaftlichen Forschungsprojektes ist es, die Biographie der Sargausstattungen so umfassend wie möglich zu rekonstruieren. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der ausführlichen Beschreibung der Objekte und der Übersetzung ihrer Inschriften. Die Einbettung in ihren kulturhistorischen Kontext gibt Einblicke in die Lebens- und Jenseitswelten des Alten Ägypten. Damit wird auch die immense Bedeutung ersichtlich, welche Särge, Mumienmasken und Mumienauflagen für die damaligen Menschen hatten.

Ein weiterer Fokus des «Swiss Coffin Project» bildet die Provenienzforschung, d.h. die Aufarbeitung der Herkunft und des Fundkontextes sowie der früheren Besitzverhältnisse und der Erwerbsumstände. Diese widerspiegeln die vielfältigen Beziehungen zwischen der Schweiz und Ägypten im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert und machen deutlich, dass die vorliegenden Denkmäler nicht nur eindrückliche Zeugen der ägyptischen Kultur sind, sondern auch einen wichtigen Beitrag zu einem bislang wenig erforschten Teil der Schweizer Geschichte darstellen. Denn es waren vornehmlich in Ägypten lebende Schweizer, die im Zuge der damals herrschenden Ägyptenfaszination Särge erwarben und den Museen ihrer jeweiligen Heimatstädte schenkten.

Unter dem Schutz der Himmelsgöttin

In einer ersten Projektphase wurden von 2004 bis 2007 Sargausstattungen (mit ihren dazugehörigen Mumien) aus 16 Schweizer Museen bearbeitet und eine Auswahl davon 2007 im Band «Unter dem Schutz der Himmelsgöttin – Ägyptische Särge, Mumien und Masken in der Schweiz» (Chronos Verlag, Zürich) präsentiert.

In den folgenden Jahren wurde das «Swiss Coffin Project» an Tagungen im In- und Ausland vorgestellt und es erschienen dazu zahlreiche Beiträge in Fachpublikationen. Weitere Museen schlossen sich dem Projekt an, so dass 2012 die Webseite www.e-coffins.ch geschaffen wurde, um neu bearbeitete Objekte interessierten Personen zugänglich zu machen.

Ägyptische Sargausstattungen in der Schweiz reloaded

Die pandemiebedingte Schliessung der Kulturinstitutionen in der Schweiz im Frühjahr 2020 gab Alexandra Küffer und Renate Siegmann die Gelegenheit, sich wieder vertieft dem «Swiss Coffin Project» zuzuwenden. Da sich mittlerweile 30 Museen am Projekt beteiligten und damit eine Vielzahl weiterer Objekte ihrer Bearbeitung harrte, reifte die Idee zu einer erweiterten und aktualisierten Neuausgabe des 2007 erschienen Bandes «Unter dem Schutz der Himmelsgöttin», der 2024 zum 20. Jubiläum des Projektes erscheinen soll.

Die Neupublikation ist als wissenschaftliche Cross-Media-Veröffentlichung konzipiert, die Print und Online verbindet. Für die Mitarbeit konnte ein Team von Ägyptologinnen und Ägyptologen gewonnen werden, die über ein breites Fachwissen auf dem Gebiet der Funerärkultur und der Sargforschung sowie der Provenienzforschung verfügen. Um dieses weitere Kapitel in der Geschichte des Swiss Coffin Project einzuläuten, wurden ein neues Logo sowie eine neue Webseite geschaffen: Unter www.swiss-coffin-project.ch finden sich ab dem 1. Oktober 2021 Informationen zu Projekt und Team. In Blogs werden zudem die laufenden Forschungsarbeiten dokumentiert.